Thema der Karte ist der Salzhandel in Europa um 1500. Salz
wird seit vorgeschichtlicher Zeit als Würzmittel und zur Konservierung von
Lebensmitteln verwendet, da es die Austrocknung der Nahrungsmittel sowie den
Bakterienbefall verhindert. Steinsalz (Halit) und Salzquellen können
bergmännisch abgebaut oder in Salinen gewonnen werden. Meersalz entsteht durch
Eindampfen und Verdunstung. Die Salzgewinnung beschränkte sich im
Spätmittelalter auf bestimmte Regionen Europas: Meersalz wurde vor allem an den
Küsten Frankreichs und Spaniens sowie in Nordafrika gewonnen; Steinsalz wurde
in Bochnia und Wieliczka bei Krakau sowie in Siebenbürgen abgebaut; Salzquellen
finden sich vornehmlich in Lothringen, Lüneburg, Halle und im Schweizer Kanton
Wallis.
Die wichtigsten Salinen im deutschen Raum sind in der Karte mit blauer Farbe
gekennzeichnet. Sie fanden sich in Lüneburg, Halle und Schwäbisch Hall sowie
in Hall, Hallein und Salzburg im heutigen Österreich. Weitere bedeutende
Salinen befinden sich um das lothringische Saulnois, in Salins im Schweizer
Wallis, im polnischen Wieliczka (dt. Groß Salze; das Salzbergwerk gehört heute
zum Weltkulturerbe der UNESCO) und in Siebenbürgen.
Das vor allem an den Küsten gewonnene Meersalz ließ sich leicht über See transportieren, der Salzhandel im Binnenland hingegen musste mit großer Mühe durch stromaufwärts getreidelte Lastschiffe und Lastträger über Land durchgeführt werden. So machten die hohen Transportkosten das Salz zum „weißen Gold“. Der aufstrebende Salzhandel setzte aber auch eine wirtschaftliche Dynamik in Gang, die nicht nur den Ausbau der Flotten Genuas, Venedigs und der Hanse vorantrieb, sondern auch neue Schiffstypen wie die Kogge oder die Anlage künstlicher Wasserstraßen wie den Stecknitzkanal entlang der alten Salzstraße Lüneburg-Mölln-Lübeck beförderte.
Die wichtigsten Salz-Handelsrouten – in der Karte durch rote Pfeile markiert – verliefen von den Küsten Ibizas, Djerbas, Spaniens und der französischen Biskaya in die europäischen Handelszentren London, Paris, Mailand, Genua, Venedig und Reval, die das Salz weiter verhandelten. Von den Förderzentren im Binnenland führten strahlenförmig Salzstraßen in alle Gebiete Europas. Die Sachdaten, die dieser Karte zugrunde liegen, stammen aus dem Deutschen Salzmuseum in Lüneburg. (D. Blume)