Eine Welle revolutionärer Proteste nimmt im Juli 1830 ihren Ausgang in Frankreich und erfasst bis zum Frühjahr 1831 zahlreiche west- und mitteleuropäische Staaten. In einem Aufstand, der durch eine Verfassungsverletzung König Karls X. ausgelöst wird, gelingt es der Pariser Bevölkerung, die Kontrolle über die Stadt zu gewinnen und schließlich die Absetzung Karls und die Erhebung des aus einer Nebenlinie des Hauses Bourbon stammenden Louis-Philippe zum neuen König durchzusetzen.
Kurze Zeit später befindet sich Brüssel in Aufruhr. Ziel der Aufständischen ist dort die Herauslösung Belgiens aus dem seit 1815 bestehenden, vom Haus Nassau-Oranien regierten Vereinigten Königreich der Niederlande. Am 26. September 1830 wird eine provisorische Regierung gebildet, die schon bald die belgische Unabhängigkeit erklärt, welche dann von einer in London zusammengekommenen Konferenz der europäischen Großmächte anerkannt wird. Bald darauf tritt die neue Verfassung in Kraft, und im Juni 1831 wird Leopold von Sachsen-Coburg-Gotha zum König der Belgier gekrönt.
Unterdessen ist es auch im Deutschen Bund zu Unruhen gekommen (vgl. Karte 2a); gleichzeitig haben sich in vielen Kantonen der Schweiz die Forderungen nach liberalen Verfassungen und politischer Partizipation verschärft. Sie münden in teils gewalttätige Auseinandersetzungen, die in der sogenannten Regeneration eine Reform des politischen Lebens nach sich ziehen.
In Polen läutet ein von polnischen Offizieren ausgeführtes Attentat auf den russischen Gouverneur einen Aufstand ein, der wie in Belgien die staatliche Unabhängigkeit zum Ziel hat. Die Unnachgiebigkeit des Zaren auf der einen und die Radikalisierung der Aufständischen auf der anderen Seite führen schließlich zu einem Krieg, der sich bis in den Frühherbst 1831 hinzieht und mit einer vollständigen Niederlage der Polen endet.
Jenseits der Alpen kommt es Anfang Februar 1831 in den norditalienischen Herzogtümern Parma und Modena sowie im Kirchenstaat zu Aufständen und zur Bildung provisorischer Regierungen. Doch schon im März 1831 findet die Bewegung durch den Einmarsch österreichischer Truppen ein Ende.
Auch Großbritannien kommt es um das Jahr 1830 zu Unruhen, die aus einer Mischung aus agrarischem und industriellem Sozialprotest und politischen Partizipationsforderungen bestehen. Sie resultieren zwar nicht in einer Revolution, setzen aber Reformen in Gang. (J.A. Schmidt-Funke)