Europa 1555

Die Karte zeigt die territoriale Ordnung Europas im Jahr 1555, dem Jahr des Augsburger Religionsfriedens. Der Religionsfrieden ermöglichte es den Landesfürsten nach dem Grundsatz „cuius regio eius religio“ (dt. wes Land des Religion) über das Glaubensbekenntnis ihrer Untertanen zu bestimmen. Der Zeitraum von 1500 bis 1555 ist gekennzeichnet durch die enorme Ausweitung der habsburgischen und der osmanischen Herrschaftsgebiete. Zu Habsburg gehörten 1555 neben den österreichischen Stammlanden im Osten Böhmen, Mähren und Teile Ungarns, im Süden Mailand, Neapel, Kastilien und Aragonien und im Westen Friesland, Utrecht, Overijssel, Groningen und Geldern. Unter Karl V., seit 1519 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, erfuhr das Haus Habsburg seine größte Ausdehnung. Ausführlich dargestellt sind die Habsburgischen Gebiete in der Kartenserie „Die Territorien des Hauses Habsburg 1500-1816“. 1555 teilte Karl V. den habsburgischen Besitz in einen spanischen und einen österreichischen Teil.

Zum Osmanischen Reich gehörten 1555 in Nordafrika Syrien und Ägypten, Algier, Tunis und Tripolitanien bildeten Vasallenstaaten. Auf dem europäischen Kontinent zählten der Großteil Ungarns zum Osmanischen Reich. Ragusa, Siebenbürgen und Moldau waren osmanische Vasallenstaaten.

Innerhalb des Heiligen Römischen Reiches konnten Bayern, Brandenburg und Toskana ihre Gebiete vergrößern und arrondieren. Nach dem Schmalkaldischen Krieg 1547 wechselte die Kurwürde von der ernestinischen auf die albertinische Linie Sachsens, die sich nun Kurfürstentum Sachsen nannte.

Außerhalb des Heiligen Römischen Reiches wurde 1521 die Kalmarer Union zwischen Norwegen, Schweden und Dänemark aufgelöst. Die dänisch-norwegische Union bestand weiter bis 1814. Im Jahre 1530 wandelte der aus dem Haus Brandenburg stammende Hochmeister des Deutschen Ordens das Gebiet Ostpreußen in das erbliche, unter Lehnshoheit Polens stehende Herzogtum Preußen um und markierte damit den Beginn der sich im 17. Jahrhundert weiter ausbildenden brandenburg-preußischen Großmacht. Das Großfürstentum Moskau erweiterte sein Territorium im Westen um die Republik Pskov (1510) und im Süden um das Fürstentum Rjasan (1521) und Gebietsteile der Goldenen Horde. Iwan IV. proklamierte sich 1547 zum Zaren, der russischen Bezeichnung für „Kaiser“. In den Karten ab 1555 ist Russland daher als Kaiserreich eingetragen. In England gelang Heinrich VIII. die Festigung seines Herrschaftsgebiets: Zunächst wurde das bereits im 14. Jahrhundert eroberte Fürstentum Wales 1535-1542 in den englischen Rechtsraum eingegliedert und 1541 Irland zum Königreich erhoben, das der englische König in Personalunion regierte. (D. Blume)