Die Karte zeigt die territoriale Ordnung Europas im Jahr 1500, zu Beginn der Frühen Neuzeit. Die politische Landkarte Europas ist in dieser Übergangszeit gekennzeichnet durch das Vorhandensein zahlreicher Klein- und Kleinststaaten vor allem im deutschen und im italienischen Raum und der sukzessiven Herausbildung der Großmächte Österreich, Spanien, Frankreich, England, Schweden, Russland und Osmanisches Reich. Der Aufstieg des Hauses Habsburg wird deutlicher in der Serie „Die Territorien des Hauses Habsburg 1500-1816“ dargestellt.
Im Zentrum liegt das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, dessen Territorium sich von Holstein im Norden bis zur Republik Siena im Süden, und von der Küste Belgiens im Westen bis nach Oberschlesien im Osten erstreckte. Von den vielen (angeblich um die 2000) Mitgliedern dieses Staatenverbandes sind auf der Übersichtskarte nur die größeren gekennzeichnet: neben der Habsburger Monarchie, die auch die Kaiserkrone innehatte, sind das die Kurfürstentümer Brandenburg, Böhmen, Pfalz und Sachsen sowie die Herzogtümer Lüneburg und Lothringen, die Freigrafschaft Burgund, die Schweizer Eidgenossenschaft, das Herzogtum Savoyen, das französische Herzogtum Mailand, die italienischen Herzogtümer Modena und Ferrara, die Markgrafschaft Mantua und die Republiken Lucca, Pisa, Piombino, Siena, Florenz und Venedig.
Um das Heilige Römische Reich Deutscher Nation herum finden sich deutlich größere Flächenstaaten, die teilweise in Personalunion verbunden sind: Von 1397 bis 1521 bildeten die skandinavischen Königreiche Norwegen, Schweden und Dänemark die Kalmarer Union. Den Osten Europas dominierte die seit 1386 bestehende Personalunion zwischen dem Großfürstentum Litauen und dem Königreich Polen. Das Gebiet des Deutschen Ordens erstreckte sich von Westpreußen über Kurland und Livland bis nach Estland. Es grenzte im Osten an die Republik Pskov und das Großfürstentum Moskau. Im Süden schlossen sich das in Personalunion vom böhmischen König regierte Ungarn sowie das Fürstentum Moldau an. Das Fürstentum Walachei war ein Vasallenstaat des Osmanischen Reiches, das sich von der Südgrenze Ungarns bis zur syrischen Grenze in Kleinasien zog. Das Fürstentum Montenegro konnte als einziger Staat auf dem Balkan weitgehend seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich bewahren.
Im Süden Europas sind der Kirchenstaat und Neapel mit Besitzungen in Mittel- und Süditalien, der Kirchenstaat zusätzlich mit Territorien in Frankreich (Grafschaft Venaissin, Stadt Avignon) zu finden. Mit der Eroberung Granadas 1492 war die spanische Reconquista abgeschlossen. Im selben Jahr entdeckte eine spanische Expedition unter Leitung des Genuesers Christoph Columbus die „Neue Welt“ Amerika. Der Staatsbegriff Spanien für die gemeinsam regierten Königreiche Kastilien und Aragon setzt sich ab 1516 durch. Auf der iberischen Halbinsel befanden sich zudem die Königreiche Portugal und – an der Grenze zu Frankreich – das Königreich Navarra sowie das Fürstentum Andorra.
Das Königreich Frankreich war nach dem Hundertjährigen Krieg gegen England und den Burgunderkriegen gegen Habsburg zwar noch geschwächt, konnte aber beginnend mit der Angliederung der Bretagne 1491 die Krondomäne sukzessive ausweiten.
Im Königreich England kehrte nach Beendigung der Rosenkriege 1485 mit dem Aufstieg des Hauses Tudor Ruhe ein. Die englische Herrschaft über Irland festigte sich im Verlauf des 16. Jahrhunderts immer mehr. (D. Blume)